Was bedeutet es eigentlich, andere Menschen zu begleiten, zu fördern und Zugänge zur gesellschaftlichen Teilhabe zu entwickeln? Sozialpädagog*innen in der Jugendberufshilfe unterstützen Jugendliche und junge Erwachsene in ihren differenzierten Lebenssituationen. Dabei nehmen sie eine besondere und sehr vertrauliche Rolle ein. Es ist viel Empathie und Verantwortungsbewusstsein gefragt, berichtet Franka Martin, Sozialpädagogin im Jugend- und Erziehungshilfeverbund der BBW-Leipzig-Gruppe: „Wir akzeptieren die jungen Menschen so, wie sie sind und gehen auf ihre individuellen Voraussetzungen ein. Nur so können sie mit unserer Hilfe herausfinden, welchen Weg sie in ihrem weiteren Leben einschlagen wollen.“
Arbeit in der Jugendberufshilfe - lebensnah und vielseitig
Jugendliche mit Unterstützungsbedarf unterschiedlichster Art, bauen oftmals eine enge Beziehung zu ihren pädagogischen Bezugspersonen auf. Die Mitarbeiter*innen sind nah dran an den Jugendlichen, helfen ihnen dabei, den Alltag wieder zu strukturieren, Verantwortung zu übernehmen und unterstützen sie auch dabei, ihrem Leben wieder einen Sinn zu geben. „Bei diesem engen Kontakt ist dennoch eine professionelle Distanz sehr wichtig. Besonders in akuten Notsituationen, wie Wohnungslosigkeit, immensen Schulden, ungewollter Schwangerschaft oder Sucht ist das manchmal eine große Herausforderung. Die Teilnehmer*innen sollen wissen, dass wir sie nach besten Kräften unterstützen möchten, wir aber auch Grenzen haben und es nicht für jedes Problem eine einfache Lösung gibt. Das gemeinsame Beantragen von Leistungen, Suche nach Praktikums- bzw. Ausbildungsstellen oder die Organisation von Umzugstransportern und -helfer*innen gehören hingegen eher zu den Standards. Manchmal üben wir auch mit einem Teilnehmer, der sich regelmäßig zur Monatsmitte keine Lebensmittel mehr leisten kann, das Einkaufen oder begleiten eine Teilnehmerin zu amtlichen Terminen, weil sie sich selbst nicht gut vertreten kann. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. An manchen Tagen komme ich vor Papierkram nicht aus dem Büro, an anderen Tagen düse ich von einem Treffen mit Teilnehmer*innen zum nächsten“, so Franka Martin weiter.
Strukturen im Alltag für neue Perspektiven
Robin Naumann ist 19 Jahre alt und hatte aufgrund einiger privater Probleme mit 15 Jahren die Schule hingeschmissen. „Ich war vorher ziemlich ziellos und antriebslos. Ich hatte aber das Gefühl, dass ich diese Auszeit brauchte“, so Robin Naumann.
Ohne Orientierung, was er zukünftig machen möchte, kam Robin Naumann dann im März 2020 in die Produktionsschule Leipzig und arbeitete hier im Werkstattbereich Küche. Das pädagogische Konzept der Produktionsschule setzt auf die Förderung von Lernmotivation durch die Erfahrung, an einem Produkt oder einer Dienstleistung maßgeblich beteiligt zu sein. Deshalb erleben Teilnehmer*innen in der Produktionsschule Lernsituationen in alltagstauglichen Arbeitsprozessen. Die Jugendlichen gewinnen wieder an Selbstvertrauen, können ihre Stärken erkennen und einbringen und werden in die Lage versetzt, ihr berufliche Zukunft und ihr Leben selbstständig und eigenverantwortlich zu planen und zu gestalten.
„Die Produktionsschule hat mir geholfen und einen ersten Weg geebnet, um den Schulabschluss nachzuholen. Das hat mir wieder positive Energie gegeben. Auch die Kolleg*innen und die Werkstattpädagog*innen haben mir sehr geholfen. Sie hatten immer ein offenes Ohr für alle Probleme oder Wünsche. Das Arbeiten im Team dort hat mir wirklich großen Spaß gemacht.“
Ein Ziel der Arbeit in der Produktionsschule ist es, die Teilnehmer*innen wieder an einen strukturierten Tagesablauf zu gewöhnen, ihnen durch feste Arbeitszeiten und Routinen einen Anker im Leben zu geben. „Die Zeit in der Produktionsschule hat mich wachgerüttelt, schnell habe ich mich wieder an einen normalen Tagesrhythmus gewöhnt, erlangte einen Einblick in das Berufsleben und ich habe gelernt, besser zu kommunizieren und so teamfähig zu arbeiten“, so Robin Naumann.
Neben der sozialen Stabilisierung ist die berufliche und schulvorbereitende Qualifizierung eine wichtige Grundlage in der Produktionsschule. Robin Naumann hat die Produktionsschule mit einem Ziel vor Augen verlassen. Und so nimmt Robin Naumann aktuell an einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme teil, um dann einen Realschulabschluss nachzuholen und anschließend eine Berufsausbildung zu beginnen - am liebsten im Immobilienbereich.
„Ich kann nur den Tipp geben, immer positiv zu bleiben. Es gibt immer einen Weg und manchmal braucht es einfach seine Zeit. Fehler zu machen ist nicht schlimm. Man sollte Hilfe in Anspruch nehmen und sich beraten lassen, welche Möglichkeiten es gibt, um sich beruflich oder schulisch zu entwickeln“, so Robin Naumann.
Foto v.l.n.r.: Robin Naumann, Lisa Göricke und Werkstattpädagoge Max Rieger in der Küche der Produktionsschule
https://www.jugend-und-erziehungshilfe.de/jugendberufshilfe/produktionsschule/kueche/
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